Das südliche Königreich

Nun melden wir uns tatsächlich und endlich aus Vietnam! (Gerade haben wir Ho Chi Minh City verlassen und liegen im Sleeper Bus Richtung Norden…) Bis hierhin hat es allerdings echt eine Weile gedauert und wir mussten seit dem letzten Blogpost noch drei Tage in Phnom Penh auf die Visa warten. Dort haben wir nicht mehr viel unternommen – aus Sparsamkeit und vor allem aufgrund der Hitze, die es uns tagsüber schwer gemacht hat, unsere angenehme Behausung zu verlassen. Aber so eine kleine Zwangspause tat auch mal gut und wir haben uns mit spannenden Serien und guter Musik entspannt.

Dann eines frühen Morgens war dann endlich auch Tims Visum da und es hieß Beeilung! Grenzübertritte über Land sind oftmals langwierig und anstrengend, daher wollten wir möglichst früh los. Wir haben fix zusammengepackt, die Visa ausdrucken lassen und ein Tuktuk zum Olympic Market genommen, wo viele Minivans und Shared Taxis mit den unterschiedlichsten Zielen warten. Schnell wird man von gestikulierenden Männern zum richtigen Wagen geleitet und nachdem wir dann den Fahrer auf 10$ pro Person für die vierstündige Fahrt bis zur Grenzstation runter gehandelt hatten, mussten wir auch nur noch etwa eine Stunde warten bis der Siebensitzer voll war und los fuhr. Gegen halb drei waren wir an der Grenze (Bavet/Moc Bai) und nach einem kurzen Mittagssnack wurde es dann spannend. Wir hatten schon die verschiedensten Geschichten gehört, vor allem von den Bestechungsgeldern, die man den Grenzbeamten zahlen müsse, aber auch, dass sich schon einzelne erfolgreich dagegen gewehrt hatten. Die Ausreise aus Kambodscha war erst mal unkompliziert, es wurde nur geprüft, ob wir auch wirklich ein Visum für Vietnam haben und schon waren wir ausgestempelt. Kurz vor dem Entry-Gate zu Vietnam konnte man dann auch sehr schnell und unproblematisch den geforderten Schnelltest machen. Mit unserem negativen Resultat, eVisa-Ausdruck, Health Declaration Qr-Code, Auslandsreisekrankenversicherungsbescheinigung und eisernem Willen traten wir dann dem Beamten gegenüber. Er blätterte ein bisschen in unseren Dokumenten herum und murmelte schnell etwas von 10$ pro Person. Mit entspannter Überzeugung hielten wir ihm die Zahlungsbestätigung vor die Nase und betonten, dass wir doch das Visum schon bezahlt hätten. Per Google-Translator fragte er uns, ob wir ihn nicht auf einen Kaffee einladen wollten. Wir schüttelten freundlich den Kopf und er bedeutete uns, erst mal zu warten und behielt unsere Papiere. Nachdem er die Person nach uns bearbeitet hatte, winkte er uns wieder zu sich und meinte, er würde unsere Visa nicht in seinem System finden, er hätte keine Information darüber erhalten. Er bräuchte 10$ um in Hanoi anzurufen und das zu klären. Wir machten deutlich, dass wir nichts zahlen würden und hielten ihm noch mal zusätzlich die Bestätigung der Visaerteilung im Vietnamesischen eVisa-Portal hin. Er bestand darauf, dass ihm unsere Daten nicht vorlägen und wir mussten wieder warten. Nachdem er vier andere Personen bearbeitet hatte (wir haben leider nicht mitbekommen, ob diese den „stamp fee“ bezahlt haben oder nicht), winkte er uns schließlich nochmals her, hielt uns wortlos die gestempelten Ausweise hin und wir konnten passieren. Nur noch eine Taxipreisverhandlung und drei Autostunden später waren wir dann endlich an unserer sehr netten Unterkunft in Ho Chi Minh City angekommen…

Der erste Eindruck: cool! Auf jeden Fall um einiges moderner und schon etwas kühler als Phnom Penh. Und was besonders ins Auge fällt: keinerlei Tuktuks! Dafür eine unfassbare Menge an Rollern und generell deutlich mehr Verkehr. Es gibt aber neben den stressigen großen Straßen auch viele kleine Gassen und man kann sehr entspannt Bus fahren hier. Die Schrift ist endlich wieder etwas lesbarer und die Küche zwar fleischlastig, aber wir haben auch gleich schon sehr leckere vegetarische Sachen gefunden.

Der Blick vom Mini-Balkon unseres gemütlichen Homestays
Bun dau – Reisnudeln mit Tofu, vielen Kräutern und Sojasauce. Außerdem kann man sich aus Mini-Limetten, Chillis und Zucker noch seine eigene Sauce mischen – das gefällt uns und kostet nur 25.000 Dong = 1 EUR!
Wusstet ihr, das in HCMC das zweithöchste Gebäude ganz Südostasiens steht?

In Ho Chi Minh City kann man wirklich viel unternehmen! Wir haben unter anderem eine Fahrt mit dem „Saigon Waterbus“ gemacht, sind an vielen bekannten Gebäuden vorbei spaziert und haben das War Remnants Museum besucht – ein sehr bedrückender Ort mit krassen Bildern, die einen sprachlos und kopfschüttelnd zurück lassen. Wir schauen nun erstmal eine mehrteilige Doku, um ein bisschen besser nachzuvollziehen, wie es zu diesem furchtbaren, grausamen Krieg kommen konnte.

Das noch operierende Hauptpostamt – vielleicht eines der wenigen schönen Dinge, die die kolonialen Besatzer zurück gelassen haben.
Nicht nur im Postamt allgegenwärtig: Ho Chi Minh, der 1945 hoffnungsvoll die vietnamesische Unabhängigkeit ausrief. Was danach geschah fangen wir auch gerade erst an etwas mehr zu verstehen…
Erinnert uns ein bisschen an die HVV-Fähren ❤️
Der Saigon River eignet sich sehr gut für abendliche Spaziergänge!
Hier haben wir ein interessantes Ritual beobachtet: junge, herausgeputzte Mädels haben nach kurzem Gebet ein Kiste voller großer Fische in den Fluss entlassen – das bringt wohl Glück.

Nun sind wir wie gesagt auf dem Weg in die Mitte des Landes nach Da Nang und Hoi An. Damit überspringen wir natürlich so einiges, aber wir haben ja nur 30 Tage Zeit und wollen dann vor allem die Bergregionen und Küsten im Norden erkunden. Bisher gefällt es uns hier sehr gut, wir sind gespannt wie es weiter geht!

Alles Liebe und Grüße von Herzen, Hannah & Tim

Sonntags sind die Straßen etwas leerer
Tschüss HCMC!

Ein Kommentar zu „Das südliche Königreich

  1. Erfolgreiches Verhandeln beim Grenzübergang ist die Vorstufe zur politischen Karriere.
    Danke für den schönen Bericht 😁

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