Klappe – Set – und bitte!

In der letzten Woche hatte ich das Vergnügen, mal richtig vor der Kamera zu stehen und einen Kurzfilm zu drehen. Unsere Schule hat eine Kooperation mit dem Studiengang Medientechnik der HAW Hamburg und so werden jedes Jahr gemeinsam die „Shortcuts“ produziert – geschrieben, gedreht und geschnitten von den HAWlern und gespielt von uns Fresianern. Die Arbeit am Set unterscheidet sich um Einiges von der Arbeit am Theater, das wissen wohl die meisten, aber wie sieht so ein Drehtag genau aus?

Wenn ich morgens ins Produktionslabor komme, das Studio der HAW, in welchem wir drehen, schaue ich mir erst mal schnell die Tages-dispo an: Welche Szene wird als erstes gedreht? Und aus welcher Einstellung? Kann ich mich entspannen, weil man erst mal nur meinen Rücken sieht oder geht es gleich an die Nahaufnahme?

Dann geht es die Treppe hoch in die Garderobe. Dort sind meist schon die Kostümbildnerinnen am Werk, bügeln noch mal eine Bluse oder rühren schon mal das Kunstblut an. Wenn ich mich umgezogen habe, werde ich geschminkt – ziemlich dick für meine Verhältnisse, aber wenn man später komplett ausgeleuchtet wird, ist das schon sinnvoll…

Dann ruft die Produktionsleitung irgendwann zur Probe. Dabei geht man mit dem Regisseur die Szene durch, die als nächstes gedreht wird. Hier geht es nicht nur darum, was man inhaltlich spielt, sondern vielmehr um das Technische: Wo steht man genau, wann bewegt man sich, wie schnell geht man beispielsweise und wohin. Denn all das muss ja exakt auf die Kamerabewegung abgestimmt sein. Gleichzeitig wird das Licht überarbeitet: ist alles gut ausgeleuchtet? Braucht man noch einen sogenannten“Bouncer“, der eine große weiße Styropor-platte hält, welche noch mal einen bestimmten Bereich heller macht? Und wirft das Mikrofon auch keinen Schatten?

Ist alles geklärt und richtig eingestellt, kann es losgehen. War es bis eben noch unruhig und rummelig, wird es auf einmal ganz leise und alle hören auf die Produktionsleitung: „Ruhe am Set! Kamera?“ – „Läuft!“ – „Ton?“ – „Läuft!“ – „Szene 4.2, Take 3“ – „Set“ – „Und bitte!“

Tja und dann wird losgespielt, manchmal in einen winzigen Aufzug gezwängt, manchmal nur gefühlte 5 Zentimeter vor der Kamera. Für mich eine echte Herausforderung, denn während wir für die Bühne dazu ermutigt werden, alles zu vergrößern, ist hier ja das Gegenteil gefragt. Aber wie klein ist zu klein? Wie viel kann ich machen, ohne dass es übertrieben rüberkommt? Aber es soll ja am Ende auch nicht statisch wirken. Das gilt es auszuloten und ich hoffe, ich habe da ein gutes Mittel gefunden.

Für die nächsten Einstellungen dann noch mal das gleiche Spiel: Kameraumbau, Probe, Licht richten und drehen. Immer wieder warten, weil etwas korrigiert werden muss, immer wieder für den neuen Take die höchste Konzentration aufbringen. Das kann ganz schön anstrengend werden. Da freut man sich, wenn endlich Mittagspause ist und es aus einem riesigen Topf Curry oder Chilli sin carne für alle gibt.

Dann kann es natürlich auch mal sein, dass man für die nächste Szene gar nicht gebraucht wird. Zum Glück gibt es dafür in der Garderobe ein gemütliches Sofa, von dem man sogar über einen Monitor die Kollegen bei der Arbeit beobachten kann.

Oder man schaut live zu, das ist auch spannend. Hinter den Kulissen kann man Tonmeister, Kameramann, Oberbeleuchterin, Director of Photography und den Schauspiel-Regisseur bei der Arbeit beobachten. Und die Kostümbildnerinnen sind auch stets dabei, um zwischendurch immer noch mal nachzupudern.

Tja, und wenn man wie wir einen Horrorfilm dreht, kann es durchaus vorkommen, dass man auf den Hof gestellt und mit Blut bespritzt wird. Allerdings besteht das bei uns zum Glück nur aus Rote-Beete-Saft, Mehl und Kakao…

Und wenn man dann als Axtmörderin nach getaner Arbeit in der Fahrstuhl-kulisse steht, muss man bloß aufpassen, nichts vollzukleckern. Und man sollte auch möglichst nicht mit den hohen Schuhen vom Holzklotz fallen, auf den man gestellt wurde, damit man größer ist, als die Figuren, die als nächstes einsteigen…

Tja und so wird dann gedreht, Szene um Szene und Einstellung um Einstellung. Ich muss sagen, dass es mir wirklich Spaß macht, auch wenn es anstrengend ist. Aber wenn man sich ein gutes Buch für die Wartezeiten mitnimmt, kann so ein Drehtag doch sehr schön sein. Morgen heißt es noch ein letztes Mal „Ruhe am Set – wir drehen!“ und dann kann man das Endergebnis hoffentlich Anfang nächsten Jahres bei der Präsentation im Metropolis-Kino bestaunen. Ich bin schon sehr gespannt…

Liebe Grüße euch allen und ein schönes Wochenende,

eure Hannah (und ihre Axt 😉 )